Ziel dieses Projektes ist es, Ursachen von Kälberverlusten in Milchviehbeständen zu untersuchen und Empfehlungen zur Minimierung dieser zu geben. Ein besonderes Augenmerk dabei liegt auf den im Rahmen einer Paratuberkulosesanierung optimierten Managementfaktoren, weshalb Betriebe mit einer laufenden bzw. erfolgreich durchgeführten Sanierung der Paratuberkulose besonders berücksichtigt werden. Parallel dazu sollen weitere Einflussfaktoren auf das Vorkommen von Krankheiten der Kälber identifiziert werden.

Hintergrund

Bereits im Jahr 2007 gaben die Kälberverluste in Thüringer Milchviehbeständen von ca. 7 % Anlass zu einer Untersuchung zur Erhebung von Ursachen für dieses Verlustgeschehen. Im Ergebnis hatten vor allem das Kolostrummanagement (Gewinnung und Vertränkung des Erstkolostrums) und im Bestand durchgeführte Prophylaxemaßnahmen (z. B. Impfungen, Eisengabe) entscheidenden Einfluss auf das Krankheitsgeschehen bei Kälbern. Die sich aus den damaligen Ergebnissen ableitende Beratung der Rinderhalter ergab in vielen der teilnehmenden Betriebe eine Verbesserung der Kälbergesundheit.

Im Rahmen des Projektes soll die Situation bezüglich der Kälberverluste erneut evaluiert werden, sodass die Thüringer Tierseuchenkasse die Bestände in ähnlicher Weise untersucht, um mit der Situation von vor 10 Jahren vergleichen zu können. Weiterhin soll ein Vergleich zwischen Betrieben mit einer laufenden bzw. erfolgreich abgeschlossenen Sanierung der Paratuberkulose und solchen ohne Sanierungsverfahren stattfinden. Dieser Vergleich soll Aufschluss über den Einfluss von Managementfaktoren, die im Laufe des Sanierungsverfahrens optimiert wurden, auf die Kälbergesundheit und die Kälberverlustrate geben.

Vorgehen

Im Rahmen des Projektes werden pro Betrieb zehn Kühe kurz vor der Kalbung untersucht. Dazu werden Blut- und Harnproben entnommen und die Kühe klinisch untersucht (Versorgungs- und Gesundheitsstatus der Mutter). Nach der Kalbung wird von jeder Kuh eine Probe des Erstkolostrums gewonnen (Kolostrumqualität) und von dem dazugehörigen Kalb am zweiten Lebenstag eine Blutprobe entnommen, um den Versorgungsstatus des Kalbes zu untersuchen. Eine klinische Untersuchung dieser Kälber zwischen dem 7. und 14. Lebenstag und eine Labordiagnostik bezüglich relevanter Durchfallerregern (Rot- und Coronaviren, Kryptosporidien, E. coli) in Kotproben soll Aufschluss über den Gesundheitsstatus der Tiere geben.

Unabhängig von der Mutter-Kalb-Untersuchung werden pro Bestand von sieben Kälbern im Alter von ca. acht Lebenswochen Kotproben zur Untersuchung auf Kokzidien entnommen.

Ergänzend zu den Untersuchungen und der Diagnostik am Tier werden Daten zu Kalbeverlauf, dem Auftreten von Erkrankungen des Kalbes und deren Therapie sowie durchgeführte Maßnahmen zur Prophylaxe erfasst. Weiterhin werden im Rahmen eines Bestandsdurchgangs und im Gespräch mit dem Herdenmanager Daten zum Management, zur Hygiene und zur Tiergesundheit im Bestand erhoben.

Projektverlauf (Stand Februar 2018)

Bisher wurden die Untersuchungen und Datenerhebungen in 93 milchviehhaltenden Betrieben Thüringens durchgeführt. Im ersten Quartal 2018 soll das Projekt in weiteren 16 Thüringer Beständen abgeschlossen werden. Ergänzend werden diese Untersuchungen in ähnlicher Weise in 27 bayrischen Milchviehherden durchgeführt.

Projektzeitraum

2017 bis 2019

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

RGD: Dr. Andreas Ahrens, Dr. Katja Hruschka, Wolfram Siebert, Dr. Stefanie Söllner-Donat (Ansprechpartnerin);
In Bayern: Manuela Immler;
TGD-Labor: Dr. Esra Einax, Dr. Ines Jost, Dr. Karin Klengel;
Datenanalyse: Dr. Veit Zoche-Golob